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Kristina's Geschichte

Veränderung

„Lass uns die Anträge für die Einreise stellen – bis das alles durch ist, hat Oma die Idee sowieso wieder verworfen.“

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Mit diesem Satz meines Papas begann der wohl bedeutsamste Wendepunkt meines Lebens, denn verworfen hat meine Oma die Idee nicht mehr.

 

Als ich sieben Jahre alt war, teilten meine Eltern meinem Bruder und mir mit, dass wir „umziehen“.

 

Innerhalb von sechs Monaten verkauften meine Eltern die Wohnung, das Auto und alles, was uns bis dahin vertraut war. Wir packten fünf Koffer und verließen unser Zuhause für immer. Wir wanderten aus – von Russland nach Deutschland.

 

Seit diesem Tag ist Veränderung ein elementarer Teil meines Lebens. 

Meine Kindheit in Sibirien

Ich wurde in Krasnokamensk geboren, was "roter Stein" bedeutet, einer Kleinstadt in der sibirischen Steppe zwischen der Mongolei und China. Gründung und Name der Stadt basieren auf der 1963 entdeckten Uranmine, die 90% des gesamten russischen Uranvorkommens abdeckt. Internationale Bekanntheit erlangte die Stadt 2005 durch das existierende Straflager, in das der frühere Oligarch Michail Chodorkowski inhaftiert wurde, um ihn möglichst weit weg von den wirtschaftlichen und politischen Metropolen Russlands zu bringen.​

 

Trotz dieser trostlosen Kulisse sind meine Erinnerungen an diesen Ort alles andere als das. Für mich steht der Ort für meine Familie. Für meine Tante und meinen Onkel, die für mich wie zweite Eltern waren. Für meine Cousine und meinen Cousin, mit denen wir die Nachmittage und Wochenenden verbrachten und wie Geschwister aufwuchsen. Für heiße, lange Sommertage auf der Datschja von Babuschka (Oma) und Deduschka (Opa), in denen wir in der Regentonne badeten, Himbeeren und Erbsen von den Sträuchern aßen, die Gewächshäuser nach reifen Gurken und Tomaten durchsuchten und nach dem Regen Würmer sammelten.

 

Noch heute bringt der Duft von brennendem Kaminholz all meine Erinnerungen an die Datschja zurück - die vielen vertrauten und lauten Stimmen beim Kochen und Essen, Gemüse einlegen, diskutieren, streiten und lachen. 

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Meine Kindheit in Krasnokamensk – Heimat der größten Uranaufbereitungsanlage Russlands.

Meine Eltern waren beide berufstätig. Meine Mama arbeitete in der Verwaltung einer Zahnklinik. Mein Papa war Kraftfahrer und transportierte Rohstoffe und Düngemittel nach China.

 

Die nur 30 Kilometer entfernte chinesische Grenze bedeutete für uns Kinder, dass wir selbst am abgelegensten Ort in Sibirien, Zugang zu den aktuellsten Trends und neuesten Produkten aus aller Welt hatten. Mein Papa kam von seinen beruflichen Fahrten nach China immer mit Tüten voller Geschenke zurück: besondere Kleidungsstücke, einen Super Nintendo mit zwei Konsolen, eine Videokamera, Süßigkeiten und Nudelsuppen. Wenn er nachts nach Hause kam und wir das Türschloss hörten, sprangen wir sofort aus dem Bett. 

Wir hatten alles, was für uns ein erfülltes Leben ausmachte: vertraute Gesichter, ein Zuhause, ein Auto – und einen Hof voller Kinder und Geschichten.

Die Auswanderung nach Deutschland war die Idee meiner zweiten Oma, der Mutter meines Papas. Sie bewirtschaftete mit meinem Opa einen Bauernhof in Itat, einem kleinen Dorf drei Tage Zugfahrt von uns entfernt. Gezeichnet von der langjährigen, körperlichen Arbeit auf ihrem Bauernhof und den herausfordernden Lebensbedingungen auf dem sibirischen Land, gefiel meiner Oma die Vorstellung von einem komfortablen Leben im Rentenalter in Deutschland. Doch allein wollte sie nicht gehen. Sie fragte ihre drei Kinder, ob jemand mitkommen würde.

 

Meine beiden Tanten lehnten ab. Mein Vater wollte seine Mutter jedoch nicht allein gehen lassen – und überzeugte schließlich meine Mama, es zu wagen. Gemeinsam füllten sie die Unterlagen für die Einwanderung nach Deutschland aus und gaben sie  ohne große Hoffnung auf Erfolg, dem Onkel aus Deutschland mit der gerade zu Besuch war.  

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9000 Kilometer
liegen zwischen der heimat meiner kindheit in sibirien und meiner zweiten heimat in deutschland
Ein neues Leben in Deutschland

Im Januar 1995 kamen meine Eltern, mein kleiner Bruder und ich mit fünf Koffern in Frankfurt am Main an.

Von da an war alles anders.

 

Mit großen Bussen und vielen anderen Einwanderern wurden wir nach Baden-Württemberg in die zentrale Aufnahmestelle des Bundes für Aussiedler gebracht. Von da an waren wir Teil des Aufnahmeprogramms, dass Deutschland für die Zuwanderung der Russlanddeutschen etabliert hatte. Vier Tage später ging es weiter nach Sachsen. Nach weiteren zwei Wochen brachte man uns an einen anderen Ort in Sachsen, an dem wir zwölf Monate blieben.

 

Im ersten Halbjahr mussten meine Eltern einen Sprachkurs absolvieren. Danach nahm mein Vater an einem Programm teil, das ihn in den Arbeitsmarkt integrieren sollte und er bekam Arbeit auf dem Bau. In unserem ersten Jahr in Deutschland durchliefen wir alle Stationen und Orte des Aufnahmeprogramms. Wir lebten auf engstem Raum gemeinsam mit fremden Familien. Wir passten unsere russischen Vornamen und Familiennamen der deutschen Schreibweise und Aussprache an. Für meine Eltern war Veränderung Teil ihres Alltags geworden.

 

Gerade als ein Gefühl von Beständigkeit aufkam und die ersten Bekanntschaften und Freundschaften entstanden waren, entschieden sich meine Eltern wieder für einen Neuanfang an einem anderen Ort. Der Cousin meines Papas hatte uns eine Mietwohnung in Niedersachsen organisiert und wir zogen wieder um. Zum ersten Mal, seit wir Russland verlassen hatten, wohnten wir wieder in einer eigenen Wohnung mit mehr Platz und Privatsphäre. Um die leeren Räume unserer Wohnung zu füllen und einen neuen Lebensstandard aufzubauen, fanden meine Eltern schnell neue Jobs. ​​

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​Mein Bruder kam in den Kindergarten und ich in die Schule. Für uns alle kehrte etwas mehr Kontinuität in den Alltag ein. Die äußeren Rahmenbedingungen verbesserten sich, zurück blieb das Heimweh, besonders bei meiner Mama. Sie vermisste ihre Eltern und ihre Schwester, hatte Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und wollte viele Jahre zurück in ihre alte Heimat. Regelmäßig gingen mein Bruder, meine Mama und ich zur Telefonzelle - der damals einzigen Verbindung zu Russland - um Babuschka anzurufen. Zwischen den Münzen, die wir in den Schlitz warfen, und den Tränen meiner Mutter spürte ich, wie sehr sie zwischen den Welten hin- und hergerissen war. 

Für meinen Bruder und mich war das anders. Die vielen Entbehrungen meiner Eltern stellten für uns eine Chance dar und eröffneten uns zahlreiche Möglichkeiten. Wir fanden schnell Freunde und hatten es leichter, in der neuen Heimat anzukommen. Wir lernten Deutsch und fanden uns bald in dem neuen Leben zurecht, das für uns aus beiden Welten bestand Zuhause sprachen wir Russisch, draußen Deutsch.

 

In der Schule war ich „eine gute Schülerin mit russischen Wurzeln“, im Freundeskreis der russischsprachigen Kinder „die Streberin vom Gymnasium“.

Die einen waren irritiert, dass ich akzentfrei Deutsch sprach und man meine russische Herkunft nicht hörte, die anderen irritierte, dass ich trotz meiner Herkunft auf das Gymnasium ging und gute Noten bekam.

Ich verdiente mein eigenes Geld - mit Zeitungen austragen und Nachhilfe in Deutsch, Englisch und Mathe unter der Woche, und mit Kellnern am Wochenende. In der Schule war ich engagiert, spielte Basketball im Verein und tanzte. Meine Eltern ließen mir die Freiheit, alles auszuprobieren, was mir in den Sinn kam, solange ich die Schule nicht vernachlässigte.  

 

Schon als Achtjährige war ich unter der Woche selbst für meinen  Tagesablauf verantwortlich. Mein Vater war von Montag bis Donnerstag auf Montage, meine Mutter verließ das Haus vor dem Frühstück und kam am späten Nachmittag von ihrem Vollzeitjob zurück. Damals habe ich vor allem gelernt, wie viel Vertrauen mir meine Eltern schenkten - und wie wichtig Eigenständigkeit für mich wurde. Ich konnte selbst Entscheidungen treffen - und lernen, mit ihren Folgen umzugehen. Wenn ich morgens meinen Haustürschlüssel vergaß, radelte ich nach der Schule die fünf Kilometer zu meiner Mutter, um ihn bei ihrer Arbeit abzuholen.

Nach meinem Abitur zog ich nach Frankfurt an der Oder für das Bachelor-Studium, später nach Dresden für meinen Master. Ich studierte und lebte zweimal im Ausland. Nach meinem Abschluss entschied ich mich für die Unternehmensberatung – ich wollte eine steile Lernkurve und ein dynamisches Umfeld – beides bekam ich. Fünf Jahre reiste ich durch Deutschland und beriet unterschiedliche Unternehmen. Ich erkannte, dass Veränderung trotz anfänglicher Unsicherheiten immer eine Chance für persönliches Wachstum und neue Perspektiven bietet – und dass Engagement und harte Arbeit sich lohnen. 

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Veränderung fühlt sich am Anfang oft unsicher an. Aber wenn wir den Mut haben, uns darauf einzulassen, öffnen sich Wege, mit denen wir vorher nicht gerechnet hätten.
Wurzeln und Flügel

„Alles, was andere vor dir erreicht haben, ist auch für dich möglich.“

Dieses Kredo meines Vaters half meinen Eltern ihre eigenen Zweifel zu überwinden und den Neuanfang als ihre Verantwortung anzunehmen – es begleitet mich bis heute.  

 

Der Mut meiner Eltern, alles aufzugeben, hat mir früh gezeigt, dass Veränderung nie leicht ist. Sie entschieden nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für uns Kinder diese Veränderung anzunehmen. Sie haben mir und meinem Bruder beigebracht, wie wichtig es ist, sich nicht von Ängsten lähmen zu lassen, sondern Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Veränderung geschieht nicht von selbst. Es reicht nicht, abzuwarten – sie verlangt Mut, persönlichen Einsatz und manchmal einen langen Atem. Wer bereit ist, Gewohntes loszulassen und sich auf den Weg zu machen, dem können sich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen.  

Ich habe früh gelernt, dass jede Veränderung auch Wachstum ermöglicht. Veränderungen gehören zum Leben und sind unvermeidlich - entscheidend ist, sie anzunehmen und aktiv zu gestalten.

 

Ich habe auch erkannt, dass Veränderungen leichter fallen, wenn man sie gemeinsam bestreitet.
Für mich bedeutete das, auf die tiefe Verbundenheit zu meiner Familie zu bauen – ein sicheres Netz, das mich getragen hat, wann immer ich es brauchte. Zugleich ermöglichte mir meine Offenheit, schnell neue Kontakte zu knüpfen und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, aus dem ich Kraft und Freude ziehen konnte.

 

Meine Wurzeln liegen in Sibirien, in den warmen, langen Sommertagen auf der Datschja und im vertrauten Lachen meiner Familie. Meine Flügel habe ich in Deutschland bekommen – durch die Zuversicht meiner Eltern, die immer an eine bessere Zukunft geglaubt und hart für ihre Ziele gearbeitet haben. Aber auch durch meine eigene Stärke, mich immer wieder anzupassen und Neues zu lernen.  

 

Mit meiner Arbeit heute unterstütze ich Menschen und Teams dabei, mit sich selbst und miteinander in Verbindung zu kommen und Veränderung als Chance für Entwicklung und Wachstum zu begreifen. Als Coach, Trainerin und Beraterin begleite ich Organisationen dabei, eine Kultur zu schaffen, die alle Teammitglieder ermutigt, sich einzubringen, eigenverantwortlich zu handeln und Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten. Denn aktives Gestalten und Mitbestimmen fördern Vertrauen, Wirksamkeit und Zufriedenheit bei jedem einzelnen und in Teams. ​

 

Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast.  

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„Aus meiner Geschichte weiß ich, dass Veränderung leichter wird, wenn Menschen sie gemeinsam gestalten. Genau dafür arbeite ich – für Kulturen, in denen Vertrauen, Wirksamkeit und Zufriedenheit wachsen.

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